Mama Yoga ist der von meinem Sohn gegebene Name, wenn er sich über meine Tätigkeit als Yogalehrerin oder meinem Einkommen äußert; ein eigenwilliger Name und doch gefällt er mir.
Ja unsere lieben Kinder, was soll man sagen? Man könnte sich jetzt ausschließlich mit den spirituellen und positiven Dingen beschäftigen: es ist wahrlich pure Freude, nur voller Liebe und überhaupt nicht anstrengend, immer brav und höflich, keine unnötigen Diskussionen, keine Schimpfwörter, kein Fluchen, kein Streit mit dem Geschwisterlein, kein gegenseitiges ausspielen, keine Versuche in der Öffentlichkeit die Mutter bloß zu stellen und täglich bekomm ich warme Umarmungen. Gurus in the house!
Haha… genau. Da mein älteres Kind ja schon größer ist als ich, und das Jüngere sich extrem beeilt in jeder Hinsicht auch groß zu werden, ist der Alltag als Mama Yoga voller Überraschungen. Ja Überraschungen, und zwar im Erziehungsstil und deren Versuche sie auch anzuwenden und umzusetzen – da darf man sich fest an die Kriegerhaltungen erinnern, den Flow zwischen einem bestimmten und einem friedlichen Krieger. Doch zu Mittag, ja zu Mittag da glüht mein Herz, ich liebe das Kochen, das Zubereiten von frischen Zutaten, das Überlegen welche Kräuter und Gewürze für diesen Tag passend wären, das Zusammensetzen von Vorspeise und Hauptspeise, da ist mir keine Mühe zu viel. Ganz ehrlich, ich bin fanatisch mit dem Kochen, und ja ich gebe zu das kann schon mal nervig werden. Für wen? Ja natürlich für meine Kinder. Aber zurück zum KOCHEN, denn jetzt beschreib ich mal, wie schnell einem das Kochen zum KOCHEN bringen kann.
Auch hier grüßt täglich das Murmeltier. Im Laufe des Vormittages bekommen wir Mütter eine plötzliche Erinnerung wir müssen, dürfen, sollen und wollen zu Mittag kochen. Die Kinder brauchen ja schließlich etwas Warmes im Bauch und der leere Magen der Kids studiert nicht gern. Der Begriff kochen ist ja unglaublich ausgedehnt worden: es reicht vom Würstel sieden, über Fertig Gerichte, bis hin die Pizza ist da. Bei der Mama Yoga wird täglich gekocht, klar gibt’s auch mal eine Pizza, nur das Mittagsessen ist für mich wie ein Steckenpferd für die Energie die wir als Familie brauchen. So steh ich dann gern mal eine Stunde in der Küche und bereite mit viel Einsatz und Liebe das Essen vor. Vom Fenchel muss ich immer gleich ein Stück abbeißen sobald er aus dem Kühlschrank kommt, denn den lieb ich so sehr. Wohlwollend gebe ich diesen in meine Suppe die ich gern schon morgens aufstelle, reichlich gefüllt mit lauter Knollen und Wurzelgemüse, Karotten, Sellerie und Co. Und das köchelt mehrere Stunden dahin… die ganze Wohnung duftet nach dieser reichhaltigen Kraftbrühe. Ich liebe die gut überlegte, gesunde und reichhaltige Küche das macht Spaß und Sinn! Mittlerweile, eigentlich seit circa zwei Jahren, habe ich dann doch ein wenig Respekt vor der Hauptspeise.
Warum? Naja, es läutet das erste Mal um 12 Uhr und da kommt das Volksschulkind nach Hause, die Tür fliegt auf, den ersten Mama Ruf vor der Tür unten hör ich schon gar nicht, doch dann kaum bei der Wohnung hereinspaziert: Was gibt es zum Essen? Und dann, spannend wie in einem Krimi, kommt auf die Enthüllung vom Hauptgericht der wutentbrannte Schrei, das zornig verzogene Gesicht, oder wenn es gut läuft, ein JAAAAAA lecker! Ich versuche während dem Essen die Unterhaltung so zu lenken, dass man den Inhalt nicht immer so ganz genau untersuchen kann, welche Gemüse- oder Korngestalten sich darin verstecken. Manchmal artet es zu einem Deal aus, da wird zuerst versucht vorzutäuschen man hätte ja gar nicht so Hunger, und man bietet mir an noch fünf Löffel zu nehmen. Je nach Verfassung lasse ich mich drauf ein oder nicht. Und da beginnt sich in mir eine innere Wärme aufzubauen, nein nicht die Wärme die man von einer kräftigen mittebetonten Yogaeinheit kennt. Am frühen Nachmittag verschlimmert sich dann noch meist dieses Hitzegefühl, wenn das zweite Kind von der Schule bei der Tür hereinstampft, schon mal das freundliche Hallo zu einer Herausforderung wird und mit Jacke an und Schultasche am Rücken, die Deckel der Töpfe gehoben werden und ein mürrisches Knurren die zweite Runde vom Mittagsessen einläutet. Das gemeinsame Essen ist ja zeitlich nicht immer möglich, nur hat das große Kind mittlerweile eine senile Esstisch Flucht ergriffen, und das Bett im Jugendzimmer als Platz zum Essen erklärt. Übrig bleibt das Chaos nach dem Kochen sowohl in der Küche als auch unter dem Tisch und Mama Yoga versucht wie im Yin Yoga durchzuhalten, die eigene Position zu finden und sich auszurasten. Und das alles nur, weil man seinen Kindern eine gesunde und vernünftige Ernährung bieten möchte. Viele Jahre hatte das problemlos geklappt, die Zeiten ändern sich. Wie gut, dass mein Partner abends immer Alles von mir gekochte isst, und jedes Mal „danke es war lecker“ sagt. Om Shanti in the kitchen!