Unsere Innenwelt kann man mit einem undurchdringbaren Dschungel vergleichen, dicht verwachsen, eng und manchmal ein wenig Düster. Mitten in diesem Dschungel erstrecken sich die verschiedensten Arten von Pflanzen – Bäume, Sträucher und Blumen…tausende und abertausende Blätter und Wurzeln bilden ein Geflecht, welche das Licht von oben verschlucken und die Sicht auf den erdigen Boden schwer erahnen lassen.
Doch wo ist das Innen? Was ist überhaupt das Innere?
Dieses Dickicht an Grün, braun und bunt, ja jedes Blatt, jeder Halm steht für unsere zahllosen Gedanken, Emotionen und Erlebnisse. So wie jede Pflanze eine Eigenschaft und Wirkung hat, so haben auch unsere Gedanken und Erinnerungen Eigenschaften und Wirkungen.
Viele Menschen glauben nur das was sie sehen. Sie sehen und erkennen ihren Körper und seine Funktionen, betiteln die organischen Vorgänge und die konstruktiven Gedanken als ihre vermeintliche Innenwelt. Falls mal zu wenig Licht auf den Boden fällt und der Weg durch den Lebensdschungel nicht sichtbar ist, kommt die Machete zum Einsatz. Wild herumgeschwungen, schlägt und schneidet man sich durch, bis der Weg wieder halbwegs frei ist. Doch gehören diese ganzen Blätter, Wurzeln, Stämme nicht zu unserem Sein? Zu unserer Vergangenheit und Gegenwart? Einfach abschlagen und abschneiden um nur mal schnell Luft zu bekommen?
Unsere Innenwelt lädt uns regelmäßig ein, sich auf den Boden zu legen, neben, auf und unter dem ganzen Grünzeug, mal inne zu halten und sich das ganze Dickicht von unten anzuschauen. Meist folgen diese Einladungen der Innenwelt mit einem Wehwehchen da und kleinen Krankheiten dort, oder mit immer wiederkehrenden nicht gewünschten Situationen, die an einem schlimmen Backflash erinnern. Der Kopf kocht wie ein Dampfgarer und alles fühlt sich nicht so gut an. Auch das Herz erinnert uns gerne, und wir kommen einfach über Erlebtes nicht drüber hinweg und finden ständig Zusammenhänge mit neuen Situationen. Wir werden nachtragend, eifersüchtig, aufbrausend, nervös und vielleicht sogar manchmal böse.
Doch es gibt sie, die Möglichkeit, mit all diesen Verwachsungen den Weg durch den Lebensdschungel zu finden. Klar kann man in den höher gelegenen Ebenen sich einfach eine Liane schnappen, sich wie Tarzan und Jane durch die Lüfte schwingen, vorbei an den verspielten Affen, den lauernden Schlangen und der giftigen Spinnen, dem Sonnenuntergang entgegen. Schneller wird man sicher sein, aber sicherlich nur im Außen.
Und das Außen ist nicht das Innen. Der Weg am Boden ist langsamer, mühsamer und anstrengender, doch er zeigt ganz genau deine Blüten und Blätter, deine Wurzeln und deine hochgewachsenen Bäume. All die Tiere, die hier krabbeln und umherziehen sind DEINE, auch die, die größer und gefährlicher sind. Die Qualität sich seiner Innenwelt bewusst zu sein, schenkt eine neue Sichtweise, eröffnet Veränderungen und vor Allem schenkt sie inneres Wachstum. Das heißt Zufriedenheit und Ruhe. Sich zu begegnen mit all seinen Verwachsungen und Gefahren lässt einen klaren Blick auf die wahre Innenwelt zu, und sind die Wege im Dschungel mal ein wenig freier, wirst DU mit einem klaren Blick auf das Leben belohnt.
Also: niederlegen, hinein in dein verwobenes Sein, Blatt für Blatt, Blume für Blume, aufheben, anschauen, erkennen und sortieren. Und wenn es mal nicht anders geht: rauf auf einem Baum und die Aussicht genießen!